VR Bank Riedlingen-Federsee feiert Jubiläum

Vor 150 Jahren als Vorschussbank von 81 Mitgliedern gegründet

Foto: Marion Buck

Vor 150 Jahren wurde die heutige VR Bank Riedlingen-Federsee als Vorschussbank für den Oberamtsbezirk Riedlingen aus der Taufe gehoben. 81 Mitglieder haben 1873 die Genossenschaftsbank gegründet. Heute sind es 16.845 Mitglieder. „Die genossenschaftlichen Werte Verlässlichkeit, Solidarität, Fairness, Partnerschaft, Verantwortung und Nähe, die wir mit unseren Mitgliedern und Kunden teilen, haben sich bewährt und treiben uns weiterhin an. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt und nicht das Kapital“, so der Vorstandssprecher Albert Schwarz.

Die Gründung des deutschen Reichstags unter Bismarck 1871 veränderte die politische sowie wirtschaftliche Situation in Deutschland grundlegend und machte Banken für den Mittelstand notwendig. Die Riedlinger Vorschussbank wurde zwei Jahre später gegründet als Selbsthilfe für Kaufleute, Handwerker und Kleingewerbetreibende. Nur mit eigenem Betriebskapital konnte diese Unternehmensgruppe der zunehmenden Industrialisierung und dem damit verbundenen Preisverfall standhalten.

Dem damaligen Vorstand gehörten Oberamtmann Schnitzler als Vorsitzender, Stadtpfleger J. F. Gröber als Kassier und Verwaltungsassistent Hermanutz als Kontrolleur an, wie Karl-Werner Steim im Buch „130 Jahre HGR“ schreibt. Im Aufsichtsrat saßen Adolf von Wunster, Alfred Miller, Richard Straub, Oberamtspfleger Mayer, Wilhelm Balluff, Moritz Landauer und Verwaltungsaktuar J. N. Mayer. Jeden Sonntag trat die Verwaltung zusammen, um die Geschäftsvorfälle zu besprechen. Die erste Geschäftsstelle war im Hause des Kassiers J.F. Gröber in der Haldenstraße 6 (später Metzgerei Schiedel-Mönig, heute Redaktion der Schwäbischen Zeitung). Dem Württembergischen Genossenschaftsverband mit damaligem Sitz in Ulm trat die Bank 1894 bei. 1921 änderte die Vorschussbank ihren Namen in Gewerbebank Riedlingen.

Wilhelm Böckel wurde 1902 als erster Lehrling eingestellt. Als Höhepunkt seiner Karriere war der einstige Riedlinger Lehrling von 1948 bis 1956 Direktor des Württembergischen Genossenschaftsverbandes sowie der Zentralkasse Württembergischer Volksbanken.

Das Ende des Ersten Weltkriegs brachte laufende Preissteigerungen. Millionen-, Milliarden- und Billionenmarkscheine waren im Umlauf. Pausenlos musste Geld gedruckt werden. Zusätzlich gaben auch Städte und Gemeinden sogenanntes Notgeld in großen Mengen aus. In Riedlingen druckte die Ulrich'sche Buchdruckerei für die damalige Gewerbebank Banknoten.

1923, in dem Jahr, als die Mark durch die Rentenmark (Reichsmark) ersetzt wurde (Umrechnungsverhältnis 1 Billion Mark = 1 Rentenmark) zog die Bank in das Haus Martini, Lange Straße 15, und firmierte als Gewerbe- und Landwirtschaftsbank Riedlingen. Man kaufte die Sägmühle in der Hindenburgstraße und erstellte an deren Platz ein neues Bankgebäude.

Bei der Währungsreform am 20. Juni 1948 wurde die Reichsmark durch die Deutsche Mark abgelöst. Zunächst gab es ein Kopfgeld von 40 DM pro Person, 100 Rentenmark wurden auf 6,50 DM umgestellt. Die Guthaben der Banken wurden ersatzlos gestrichen.

1941 erfolgte die Umfirmierung in Volksbank Riedlingen eGmbH. Im selben Jahr war die Gründung der Bausparkasse Deutscher Kreditgenossenschaften (heute Bausparkasse Schwäbische Hall), Verbundpartner der Volksbanken und Raiffeisenbanken.

Die Raiffeisenbank Dürmentingen eröffnete 1981 die Fusionen mit der Volksbank Riedlingen, es folgten Altheim 1991, 1992 Uttenweiler und 1993 die Raiffeisenbanken Riedlingen und Dieterskirch. Im Januar 2000 kamen die Raiffeisenbanken Langenenslingen, 2002 Ertingen und 2005 Unlingen dazu. Die jüngste Fusion der Volksbank-Raiffeisenbank Riedlingen (so der Firmenname seit 1993) war 2021 mit der Federseebank mit neuem Firmennamen VR Bank Riedlingen-Federsee.

Auf den Vorsitzenden der Bank im Gründungsjahr, Oberamtmann Schnitzler, folgten 1888 Wilhelm Balluff, 1892 Oberamtmann Fischer und 1894 Professor Buz. 1908 wurde Wilhelm Werner zum neuen Vorstand gewählt und 1919 Rechtsanwalt Wilhelm Dittus. 1923 setzte sich der Vorstand aus Rechtsanwalt Mayer, E. Rommel und Albert Hitzler zusammen. Georg Jaisle wurde 1930 als weiteres Vorstandsmitglied berufen. 1935 folgte Rudolf Leins als dessen Nachfolger. 1971 wurde Wolfgang Lerchenmüller und 1974 Kurt Hammer als Vorstandsmitglied bestellt.

In der jüngeren Geschichte der Bank kam Dieter Nitzsche 1990 neu in den Vorstand. Von 1993 bis 2007 war er Vorstandssprecher. Kurt Schirmer, der bereits seit 1968 Vorstand bei der früheren Raiffeisenbank Riedlingen war, kam 1993 als Vorstand hinzu. Alfred Wormser trat 1994 dem Vorstand bei und löste 2007 Nitzsche als Vorstandssprecher ab. Albert Schwarz folgte 2005 in den Vorstand, dessen Sprecher er seit 2016 ist. Jochen Beck gehört dem Vorstand seit 2016 an.

Vor 25 Jahren hatte die Volksbank-Raiffeisenbank Riedlingen eine Bilanzsumme von 245 Millionen Euro (480 Millionen Mark), 23 Geschäftsstellen, 156 Mitarbeiter und 8000 Mitglieder. Im Jubiläumsjahr bringt es die VR Bank Riedlingen-Federsee auf eine Bilanzsumme von 970 Millionen Euro, elf Geschäftsstellen, 130 Mitarbeiter und 16.845 Mitglieder.

Quelle:
Artikel: Schwäbische Zeitung v. 03.06.2023 Marion Buck
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Foto: Archiv Assfalg
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